Der Pitbulleffekt

Freitag, 16. Dezember 2005

[23] Der Pitbulleffekt

Zwischen Frühstück und Cafebesuch, studierten wir noch Pollis Seemannsgarn-Lied ein -mehr laut als leise und richtig. Hans Albers würde sich im Grab umdrehen.
Doch der Termin mit Andreas und sein Versprechen uns Moderatoren zum Frühstück einzuladen ließ nicht lange auf sich warten.
Um 11 Uhr versammelten sich eine bunte Meute Freuen, begleitet von drei Männern auf dem Parkplatz.
Schnell wurde geklärt wer bei wem im Wagen mitfährt und insgeheim wünschte ich mich in den schwarzen BMW.

Als Menschenmasse stürmten wir das Cafe des ansässigen Bäckers. Wir rückten Tische und Stühle zurecht, nahmen Platz und Speisekarten entgegen.
„Das Frühstück geht auf mich“, beteuerte Andreas sein Versprechen erneut.
Neben Evelyn hatte ich meinen Platz gefunden. Bereits übers Internet schien sie mir eine Vertraute zu sein. Ich blickte sie seitlich an und innerlich spürte ich Ruhe, Geborgenheit und Freude so einen großzügigen, warmherzigen Menschen kennen gelernt zu haben.
Mir gegenüber hatten Saskia und Gertraud einen Banksitzplatz erwischt und wurden von Victoria und Karoline eingerahmt.
Andreas und Thorralf bildeten die Stirn. Nicht nur am Tisch.
Die Servicekraft hatte sichtlich alle Hände voll zu tun, denn wir waren nicht die einzigen Gäste in dem rustikal eingerichteten Bäckereicafe. Familien mit Kleinkinder hatten zum zweiten Frühstück eingefunden, ebenso Omas und Opas, die sich auf ihrer Shoppingtour einen ruhigen Moment gönnten.
Ausgelassen wurde über verschiedene Projekte, persönliche Ansichten und Interne geplaudert, während Eisbecher, Milchkaffee und Cappuccino den Tisch zum bersten überfüllte.
Und wie immer wurde viel Gelacht und ich verpasst wieder mal meine Chance, um mit Andreas über die Zeitung zu sprechen, da er sich mit Karoline an einen Fensterplatz zurückzog und scheinbar ein ernsthaftes Vier-Augen-Gespräch führte.
Ich werde die Gelegenheit nutzen und mit allen Moderatoren unter vier Augen sprechen.
Na, dann werde ich mich noch in Geduld üben müssen ...

Mittwoch, 20. Juli 2005

[22] Der Pitbulleffekt

Die schwarze Sofaecke stand in der Lobby.
Sie sah sehr bequem aus. Und ich traute mich nicht, meinen Körper in diese Tiefe hinuntergleiten zu lassen, aus Angst, ich könnte diese Stellung zu sehr genießen und einschlafen.
Neben der Anmeldung befand sich der Konferenzraum, den wir für drei Tage gemietet hatten, die Tür war geschlossen und doch hörte ich Stimmen, Gitarrenklänge und Gelächter. Nein, ich wollte mich nicht in diese Gesellschaft hineinbegeben, wollte meine Gedanken ordnen und eine Lösung für mein Handicape finden. Ein adäquater Plan muss her.
Sollte ich bereits jetzt Plan B in Betracht ziehen? Ich hatte keinen Plan B, fiel mir nüchtern ein und meine Augen erblickten ein Buch, welches auf einem Pult lag.
Ein mit schwarzem Leder eingebundenes DINA4-Buch auf dem in goldenen Schnörkellettern das Wort Gästebuch stand.
Als wissbegieriger Mensch und Autor ist man immer daran interessier was andere über andere zu sagen haben. Ein Journalist lebt auch von Gerüchten und Zeugenberichten. Und in diesem Augenblick interessierten mich die Wahrnehmungen anderer Herbergsbesucher mehr als die Tatsache, dass ich irgendwie mit der Zeitung in der Luft hang.
Einen o8/15-Kugelschreiber hatte man an eine lange, graue Paketschnur geknotet und diesen Knoten zusätzlich mit Klebestreifen gesichert - wahrscheinlich ist die Kugelschreiberverschwindungsrate in der Herberge besonders hoch – derweil das andere Ende der Kordel an einem in der Wand befestigten Ring verknotet wurde – ohne weitere Sicherheitsmaßnahmen.
Beim durchblättern fiel mich auf, dass sehr viele Wandergruppen hier Zwischenstation eingelegt hatten. Sie bedankten sich beim Herbergsvater für die gute Verpflegung, das leckere Essen und die Sauberkeit der Räumlichkeiten.
Schüler kritzelten zumeist Comicfiguren und großzügig zu interpretierende Schriftzüge als Dankeschön in das Buch.
Kinderreiche Familien entdeckte ich ebenso wie Single, Pärchen und Jugendgruppen verschiedenster Vereine.
Lotte aus K. grüßte noch Norbert aus H. und Oswald aus B. meinte, dass das Wetter zwar nicht gut war, aber dafür hatte ihm die Stadt recht gut gefallen, derweil Karl-Heinz aus T. zu tiefst bedauerte, dass Haustiere in der Herberge nicht erlaubt waren und Emilie und André bedankten sich auch im Namen ihrer fünf Kinder [...]

„Hey Chris, magst du ... singen?“, wurde ich von Paula fragend aus meiner Lektüre gerissen.
„Ja klar! Ich komme gleich.“
Shit! Was habe ich da jetzt gesagt? Und was? Ich soll singen? Shit! Auf was hab ich mich da nun wieder eingelassen?
Panikattacken stiegen in mir auf. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und an allen anderen Stellen. Meine Kehle verengte sich und ich spürte wie die Stimmbänder sich sofort entzündeten.
Ich sah mich schon als taubstumme Operndiva auf der Bühne des Lebens das Stück meines Lebens vortragen.

Dienstag, 19. Juli 2005

[21] Der Pitbulleffekt

„Guten Morgen“, sagte Andreas.
„Guten Morgen“, sagte Thorralf.
„Guten Morgen“, sagte ich.

Dann folgten drei Minuten gemeinsames schweigen.

Toll Chris! Das ist die Gelegenheit. Los, trau dich und sprich Andreas auf die Zeitung drauf an!, feuerte ich mich innerlich an.
Ja, das war die Gelegenheit und gerade als ich zum Gespräch ansetzten wollte, erschienen Victoria und Karoline und plapperten unsortiert und hemmungslos drauflos.
Victoria erzählte von einer langen durchgequasselten Nacht und ihrem unbändigen Kaffeedurst, den sie sofort bekämpfen wollte, nachdem sie ihre Zigarette zuende geraucht hatte.
„Die Kantine macht gleich zu“, kommentierte ich wie nebenbei und angelte mein Handy aus der Handtasche.
„Oh, dann muss ich los“, antwortete sie gehetzt. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Victoria immer unter Druck steht. Sie drückte ihre Zigarette aus und ging hinein.
Karoline folgte ihr. Dabei faselte sie noch irgendwas von Song einstudieren.
„Ich komm mit“, sagte Andreas und damit ging meine Chance erneut dahin.
Mist! Kannst du nicht einmal in deinem Leben schneller sein als andere?!
„Wir sehen uns nachher“, verabschiedete sich Thorralf.
„OK. Bis später.“
Um meine Enttäuschung über das nicht geführte Geschäftsgespräch zu vertuschen, tippte ich wie eine Wilde auf meinem Handy herum. Immer schön den Schein wahren. Nein, du fühlst dich gut. Heute ist ein guter Tag. Nachher wird es eine erneute Chance geben.
Ich musste dran bleiben. Es war wichtig einige Dinge wegen der Zeitung zu klären. Layout, Zahlungseingänge, Versandabwicklung, Redaktionsarbeit und überhaupt musste über die Einnahmenverteilung gesprochen werden und über den Vertrag, den wir abschließen wollten. Immerhin benutzen wir die Internetplattform und die Zeitung sollte schon über den Verlag von Thorralf laufen, da muss alles steuerrechtliche abgeklärt sein – und das noch vor der ersten Erscheinung.
Ich löschte die Displayanzeige meines Handys und nahm mir vor, später, wenn wir in der Stadt sind und mein Handy wieder Empfang aufweist Siegi anzurufen.

Sonntag, 17. Juli 2005

[20] Der Pitbulleffekt

Nach der dritten Tasse Dünnkaffee und zwei belegte Salamibrötchen blieb ich noch eine Zeit lang still sitzen und beobachtete ein paar Senioren, die in rot/weiß karierten Hemden und Knickerbocker gekleidet waren.
Zum einen fand ich es merkwürdig in einer Jugendherberge eine Seniorenwandergruppe anzutreffen und zum anderen wunderte ich mich über diesen Gedanken, da es für Außenstehende ebenso merkwürdig erschein mag, dass eine Internetplattform ein Autorentreffen in eben dieser Jugendherberge organisiert.
Zwischen Büfett und Treppenhausaufgang befand sich ein Servierwagen, bestückt mit braunen Papiertüten, einer großen Glasschüssel mit Äpfeln, kleine Trinkschachteln und Müsliriegeln.
Wie an einer Perlenkette aufgereiht, gingen die Pilger – einige gestützt von ihren Wanderstöcken – an diesem Wagen vorbei und griff jeweils nach einem Lunchpaket.
Die mussten bestimmt auch immer ihre Zähne zusammenbeißen, wenn sie jetzt noch so fit sind, kam mir in den Sinn. Wenn ich alt und verbraucht bin, will ich auch noch so fit sein, nahm ich mir ein weiteres mal fest vor und just in diesem Augenblick meldete sich meine Raucherlunge mit dem unbändigen Verlangen der morgendlichen Routine.
Und so verabschiedet ich mich, brachte mein Geschirr zur Abgabestelle und ging hinaus.
Gerade steckte ich mir eine Zigarette an, als Andreas und Thorralf um die Ecke bogen.

Samstag, 16. Juli 2005

[19] Der Pitbulleffekt

07:30 Uhr.
Gegrölen, Geschreie, Schritte, Gestampfe, Gelächter, Gekicher [...]
Junge Leute in ausgelassener Stimmung zwischen Zimmer- und Badtüren, in Fluren zwischen Mädchen und Jungs hin- und hergerissen.
Wortfetzen drangen an mein Ohr. Grinsend und an meine Jugend denkend erhob ich mich aus dem Doppelstockbett.
Wann hatte ich das letzte Mal so gelacht wie diese Jugendliche da draußen? Es war schon lange her. Die letzten Wochen hatten mich ganz schön mitgenommen. Nicht nur das es mit der Organisation der Zeitung so schleppend voranging, sondern auch Privat standen einige Veränderungen an. Eigentlich wollte ich dieses Treffen nutzen, um mir selbst darüber im Klaren zu werden, ob der bisher eingeschlagene Weg der Richtige sei.
Von Andreas kam nur sehr wenig Engagement und selbst das für heute geplante Teamfrühstück würde mir keine Gelegenheit bieten, um einige Worte bezüglich der Zeitung mit ihm zu wechseln. Doch ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Jeder Moderator soll die Gelegenheit zu einem Vieraugengespräch mit mir bekommen, hatte Andreas angekündigt. Und ich verlasse mich darauf, dass er dieses Vorhaben mit seinem geplanten Frühstück umsetzt.

Frisch gestriegelt und gebügelt betrat ich gegen halb neun den Frühstückssaal der Herberge.

Ein reichhaltiges Frühstücksbüfett mit frischen Brötchen, Schwarz- und Graubrotschnitten, Marmeladeschälchen, Nussnugatcremetöpfchen, Wust- und Käseplatte, Margarine, Butter, Obst, Müsli, Orangen- und Apfelsaft, sowie Milch, Kakao und Tee war liebevoll angerichtet.
Mit meinem gefüllten Dessertteller steuerte ich den großen Tisch an der Fensterfront an, dort saßen bereits einige Frauen aus unserer Reisegruppe.
Gertrud schaute auf meinen Teller, griff nach dem Nussnugatdöschen und sagte grinsend: „Das brauche ich noch!“
Und da fiel es mir auch wieder ein: Andreas ist ja Vater geworden und wir, als sein Team, hatten eine Überraschung.
„Ich habe die Karte dabei. Da müssen noch ein paar unterschreiben“, sagte ich zu Gertrud.
„Das machen wir. Hauptsache, er merkt nix.“
„Für den Kleinen habe ich einen Strampler und eine Flasche geholt. Vorsichtshalber eine Nummer größer, damit er ihn noch ein paar Wochen tragen kann. Kinder wachsen ja so schnell ... Und was willst du mit der Nutella?“, hackte ich neugierig nach.
„Später ... viel später“, antwortete Gertrud und zwinkerte mir schelmisch zu.
Wieder einmal ahnte ich nichts Gutes ...

Mittwoch, 29. Juni 2005

[18] Der Pitbulleffekt

Wie gerädert fielen wir ins Bett.
Meine Zimmergenossinnen knipsten schnell ihre [Lese-]Lichter aus, murmelten Gute Nacht und schlaf gut und dann hörte ich bereits nach wenigen Augenblicken das erste schwere ein- und ausatmen.
Doppelbetten in meinem Alter können gefährlich sein. Schon lange war ich nicht mehr so sportlich wie in meiner Jugend. Die Knochen hatten im Laufe der Zeit stark gelitten und seit kurzem wusste ich auch über den Knochenzerfall meiner beiden Hüftgelenke bescheid.
All das ging mir auf einmal durch den Kopf. Ausgelöst durch die Tatsache, dass ich in einem Doppelbett in einer Jugendherberge lag, dass es da draußen stockdunkel war und ich vor Erschöpfung kaum noch meine Wade spürte, da der Weg vom Dorf hinauf etwa fünf Kilometer bergauf ging.
Das Parfüm von Patrick Süßkind lag auf meinem Kissen. Unser Pummelchen hatte es mir mitgebracht. Lesen ist eine gute Ablenkung und ein hervorragender Ersatz dafür, dass kein Fernsehapparat im Zimmer stand.
Bereits nach der ersten Seite, fragte ich mich, was ich überhaupt gelesen hatte ... irgendwie befand ich mich auf einmal in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, in einer mulmigen Situation – doch daran war ich ja gewohnt.
Feuerschwaden stiegen auf und an meinen Füßen wurde es bedrohlich heiß ...

piep piep ... piep piep ... piep piep ...
Wie wahnsinnig schrak ich auf, tastete nach meinem Wecker, stieß meinen Kopf am oberen Bettenrand, versuchte so leise wie möglich Autsch! zu brüllen und bemerkte, dass noch immer das Leselicht an und der Roman unter mein Kissen gerutscht war.
Mit einem kollektiven Guten Morgen, Chris wurde ich begrüßt.
Oh mein Gott! – ich befand mich noch immer in der Jugendherbergen, mit fremden Menschen auf engstem Raum und es schien verdammt früh am Morgen zu sein.

Dienstag, 28. Juni 2005

[17] Der Pitbulleffekt

Gegen 01:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg.
Berg auf.
Die Fulda rauschte nun in der Dunkelheit und über uns zeichnete sich malerisch die Milchstraße in den Nachthimmel.
Sternenklare Nacht. Der große Wagen, die Milchstrasse und wer weiß wie viele unbekannte Galaxien dort oben leuchteten und blinkten.
Unentdeckten Sonnen, die kurz vor einer Supernova stehen, starten den Countdown. Ihre Oberflächen beginnt nicht nur zu brodeln, langsam fällt alles in sich zusammen bis es zu einem großen Urknall kommt. Wenn dadurch Leben auf die Erde gekommen ist, dann war dies nun schwer zu beweißen.
Gerade setzte ich innerlich zu einer bizarren Theorie an, als Andreas keuchend neben mir den Berg hinauf lief.
Chris, das ist die Gelegenheit. Fall gleich mit der Tür ins Haus und befrage ihn, über seine Pläne bezüglich der Zeitung.
„War ein schöner Abend“, stotterte ich hervor.
„Ja, war ganz interessant“, gab Andreas zurück und ich bemerkte, dass er nicht reden wollte.
Schweigend überquerten wir die Brücke und lauschten in die Dunkelheit hinein. Die Fulda. Ich blieb einen Augenblick stehen, weil ich das Wasserkräuseln des Flusses sehen wollte. Die weißen, tanzenden Schaumkronen hatten mich bereits tagsüber fasziniert.
Andreas lief unaufhaltsam weiter und ich blickte enttäuscht ins Wasser.
Brückenspringer denken bestimmt nicht nach, wenn sie ins Dunkle fallen.
Ich war enttäuscht – irgendwie – denn ich versuchte schon den ganzen Tag sehr dezent mit Andreas über die Zeitung zu sprechen. Ich musste doch herausfinden, in wie weit ich Unterstützung von ihm bekam.
Aber irgendjemand oder irgendwas kam immer dazwischen. Selbst jetzt, die Gelegenheit schlecht hin, um ein gutes Gespräch zu führen. Verräterisch hörte ich bereits Keuchen, Stöhnen und unverständliches Gemurmel, welches mit spitzer Zunge seinen Anschlag sonders Gleichen suchte.

Dienstag, 21. Juni 2005

[16] Der Pitbulleffekt

Theoretisch erlernte ich das fotografieren mit einer Digitalkamera und selbst das benutzen eines Stativs wurde mir genau erklärt. Zwischendurch holte unsere Fotografin auch mal Luft und sprach über ihr Bahnhofserlebnis, ihr Zuspätkommen, die Sache mit dem Koffer und ihrer Aufsichtspflicht und in regelmäßigen Abständen schwang sie ihre Kamera auf dem Stativ, knipste in Gesichter hinein und sprach unerwarteterweise über Schreibgruppen, Fernlehrgänge und ihre Erfahrungen über chaotische Menschen.
Nein, sie ist nicht anstrengend gewesen. Sie war sehr erfrischend, informativ und wirkte auf den ersten Blick etwas durcheinander, um nicht zu sagen verwirrt. Ich empfand es als angenehm, weil ich zuhören und beobachten konnte.
Während ich sie beobachtete, dachte ich immer wieder darüber nach, warum sie ausgerechnet das Schreiben erlernen will. Ihre Stärke liegt eindeutig in der Fotografie, dem bildhaften Ausdruck eines Augenblickes, das lyrische Festhalten von Zaubermomenten.
Zwischendurch war es mir vergönnt einen Blick auf ihr Kameradisplay zu werfen – und dies bestätigte meine Beobachtung.
Im Kopf malte ich mir bereits eine Sonderausgabe der Zeitung aus; mit Fotowettbewerb, Preisgeldern und einer kompetenten Juri, deren Vorsitzende unsere Fotografin sein sollte. Ich sah schon, wie mein DSL-Anschluss in Panik geriet ...

Montag, 20. Juni 2005

[15] Der Pitbulleffekt

Tja, und da ging sie hin, meine Chance auf ein gutes Gespräch mit Andreas über die Zeitung und die Zukunft.
Er nahm sein Glas und ein paar Plätze weiter. „Ich geh’ mal darüber Guten Tag sagen“, waren seine Wort und verschwand.
Nun saß ich da, blickte in eine Runde Menschen, die lachten, quasselten und sich gegenseitig schon einige Jahre zu kennen schienen. Da war nix mit sich langsam näher kommen oder mal hören, was Die für Erfahrungen gemacht haben.
Da saß ich nun mit Gertrud an meiner Seite und in eine peinliche Stille vertieft.
Ich nippte an meinem Colabier und hoffte, das die Zeit für mich arbeiten würde und ich schnell und ohne Schaden aus dieser Gesamtsituation ohne Schrammen herauskam.
Doch weit gefehlt. Gertraud wollte wissen, wie den nun die Zeitung läuft, welche Pläne wir hatten und am besten alles ganz genau und bis in kleinste Detail.
Ich wollte nicht darüber reden. Zumindest nicht jetzt und in dieser Gesellschaft. Dazu fehlte mir die Motivation. Mit Andreas hätte ich noch einiges zu besprechen gehabt, aber Gertraud konnte zum einen nicht zuhören – ihre Augen huschten immer wie kleine Hummeln von einem Gesicht zum nächsten – und zum anderen hatte sie viel zu sehr ihren Fokus auf alles was mit Kids zutun hat. Und das passte nicht in das Konzept der Zeitung und ihren Fokus konnte ich in der kürze des Wochenendes nicht drehen.
So kam mir das Gespräch mit unserer Fotografin sehr gelegen.
Belanglos fing die Unterhaltung an.
Doch hätte ich geahnt was auf mich zukommt, so wäre ich stillschweigend in einer Morastgrube untergegangen ...

Donnerstag, 16. Juni 2005

[14] Der Pitbulleffekt

Oh je, was hatte ich da nur gesagt?
Andreas lehnte sich gemütlich zurück, nahm sein Glas Bier in die Hand und nippte daran. Während ich auf seine Antwort wartete, jagten mir schon wieder tausend Dinge durch den Kopf.
Wie konntest du nur nach seinem Kleinen fragen?, war dabei eine sehr dominante Frage.
Den kleinen Umweg wollte ich halt gehen, bin ich doch auch von Natur aus höfflich und falle nicht gern mit der Tür ins Haus.
Und da fällt dir nix besseres ein und fragst nach seinem Kleinen?!, dieser Gedanke klang doch sehr sarkastisch.
Ja, ja ... ich gebe zu, diese Frage war nicht gerade geschickt von mir – doch nun musste ich da durch und versank innerlich bereits im tiefsten Moor und grub mich dazu noch zusätzlich in der Wüste ein.
Du hättest nach seinem Job fragen können, nach seinem Haus, nach seiner Vergangenheit, nach allem beruflichen und vergangenen, aber doch nicht nach seinem Kleinen!
Stimmt! Man fragt einen Mann nicht nach seinem Kleinen, dass leuchtete mir nun auch ein. Allerdings war es nun für einen Rückzieher zu spät.
Gerade wollte Andreas anfangen zu antworten, als ich mit offenen Augen in ein Blitzlicht blickte.
„Entschuldige bitte“, klang es von irgendwo, undefinierbar, weit her. Diese Stimme konnte ich noch nicht ganz einordnen, doch es klang nach Gertrud. Wenn ich mich nicht irrte, war da ein klangvolles Pfeifen zwischen den Zähnen und ein Lächeln in der Stimme.
Noch immer geblendet vom Blitzlicht, nahm ich meine Umwelt ziemlich schwarz und umrissen wahr.
Dann spürte ich einen Arm um meine Schulter und mit einem Ruck wurde ich fest an etwas gedrückt und hörte diese zischelnde Stimme: „Schön, dass du gekommen bist.“
Gertraud!
Zumindest war ich nun die peinliche Situation mit Andreas los ...

Der Pitbulleffekt

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Zuletzt aktualisiert: 16. Dez, 22:59

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