Samstag, 16. Juli 2005

[19] Der Pitbulleffekt

07:30 Uhr.
Gegrölen, Geschreie, Schritte, Gestampfe, Gelächter, Gekicher [...]
Junge Leute in ausgelassener Stimmung zwischen Zimmer- und Badtüren, in Fluren zwischen Mädchen und Jungs hin- und hergerissen.
Wortfetzen drangen an mein Ohr. Grinsend und an meine Jugend denkend erhob ich mich aus dem Doppelstockbett.
Wann hatte ich das letzte Mal so gelacht wie diese Jugendliche da draußen? Es war schon lange her. Die letzten Wochen hatten mich ganz schön mitgenommen. Nicht nur das es mit der Organisation der Zeitung so schleppend voranging, sondern auch Privat standen einige Veränderungen an. Eigentlich wollte ich dieses Treffen nutzen, um mir selbst darüber im Klaren zu werden, ob der bisher eingeschlagene Weg der Richtige sei.
Von Andreas kam nur sehr wenig Engagement und selbst das für heute geplante Teamfrühstück würde mir keine Gelegenheit bieten, um einige Worte bezüglich der Zeitung mit ihm zu wechseln. Doch ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Jeder Moderator soll die Gelegenheit zu einem Vieraugengespräch mit mir bekommen, hatte Andreas angekündigt. Und ich verlasse mich darauf, dass er dieses Vorhaben mit seinem geplanten Frühstück umsetzt.

Frisch gestriegelt und gebügelt betrat ich gegen halb neun den Frühstückssaal der Herberge.

Ein reichhaltiges Frühstücksbüfett mit frischen Brötchen, Schwarz- und Graubrotschnitten, Marmeladeschälchen, Nussnugatcremetöpfchen, Wust- und Käseplatte, Margarine, Butter, Obst, Müsli, Orangen- und Apfelsaft, sowie Milch, Kakao und Tee war liebevoll angerichtet.
Mit meinem gefüllten Dessertteller steuerte ich den großen Tisch an der Fensterfront an, dort saßen bereits einige Frauen aus unserer Reisegruppe.
Gertrud schaute auf meinen Teller, griff nach dem Nussnugatdöschen und sagte grinsend: „Das brauche ich noch!“
Und da fiel es mir auch wieder ein: Andreas ist ja Vater geworden und wir, als sein Team, hatten eine Überraschung.
„Ich habe die Karte dabei. Da müssen noch ein paar unterschreiben“, sagte ich zu Gertrud.
„Das machen wir. Hauptsache, er merkt nix.“
„Für den Kleinen habe ich einen Strampler und eine Flasche geholt. Vorsichtshalber eine Nummer größer, damit er ihn noch ein paar Wochen tragen kann. Kinder wachsen ja so schnell ... Und was willst du mit der Nutella?“, hackte ich neugierig nach.
„Später ... viel später“, antwortete Gertrud und zwinkerte mir schelmisch zu.
Wieder einmal ahnte ich nichts Gutes ...

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Der Pitbulleffekt

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Zuletzt aktualisiert: 16. Dez, 22:59

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